Aktuelles | 10.11.2025
Ein berühmter Künstler unter uns
Der Verein Marjánka gehört zu den jüngsten Landsmannschaften, wächst jedoch rasch und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Der Solist der Wiener Staatsoper, Peter Kellner, ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein weltweit anerkannter Künstler ganz selbstverständlich zu einem Teil unseres Landschaftslebens werden kann. In unserer Gemeinde trifft man ihn beim Tragen eines Cimbalom, auf dem slowakischen Volksfest, beim Sackhüpfen am Kindertag oder bei einem freundlichen Gespräch auf dem Gang. Oft ahnt man gar nicht, welch bedeutende Persönlichkeit er ist und doch ist er einer von uns. Durch seine Anwesenheit und seine menschliche Art bereichert er unsere Minderheit.
Auf der professionellen Bühne zählt Peter Kellner zu den führenden Persönlichkeiten der österreichischen Oper. Seine einzigartige Stimme erklingt regelmäßig auf den bedeutendsten Bühnen Europas und Amerikas – von seinem festen Engagement an der Wiener Staatsoper bis hin zu Gastspielen in Berlin, Triest, Sevilla, an der New Yorker Metropolitan Opera und derzeit an der Londoner Royal Opera. Kürzlich trat er an der Wiener Staatsoper in der Rolle des Kecal in Smetanas „Die verkaufte Braut“ auf, wo ihm seine Frau Slávka Zámečníková zur Seite stand. Familiäre und kulturelle Wurzeln sind für Peter von großer Bedeutung. Trotz seines vollen Terminkalenders findet er Zeit, seine Traditionen an seine Kinder weiterzugeben. Sein Sohn Artur spielt Geige in der Kinder-Zymbal-Ensemble Marjánka und tanzt in der Gruppe jüngerer Schüler, seine Tochter Dianka besucht die Vorbereitungsgruppe eines Folkloreensembles. Gemeinsam verbringen sie ihre Zeit mit Ausflügen in die Natur, Wandern, Angeln oder Schwimmen – doch die Musik bleibt ihre größte Leidenschaft. Wir haben Peter gefragt, was eine Minderheit für ihn bedeutet und welche Rolle sie im kulturellen Leben spielen kann.
Trotz Ihrer Auftritte auf den größten Opernbühnen der Welt bleiben Sie Ihren Wurzeln fest verbunden. Was bedeutet es für Sie, Teil des Vereins Marjánka und der tschechisch-slowakischen Minderheit in Österreich zu sein?
Für mich ist es vor allem ein Gefühl von Heimat. Bei Marjánka fühle ich mich unter Gleichgesinnten, es herrscht eine angenehme Atmosphäre und Freundschaft. Es ist toll, dass wir auch hier in Österreich gemeinsam die Wurzeln unserer Heimat pflegen und an unsere Kinder weitergeben können – und dabei auch noch Spaß haben.
Wie sehen Sie die Rolle von Künstlern bei der Förderung der kulturellen Identität von Volksgruppen?
Ich denke, jeder von uns kann einen Beitrag leisten – sei es durch Gesang, Musik oder einfach nur durch seine Teilnahme. Wenn ich im Ausland auftrete, erinnere ich immer gerne daran, woher ich komme. Das ist mir wichtig, denn die Kultur einer Minderheit bleibt nur erhalten, wenn die Menschen sie leben und teilen. Künstler haben die Möglichkeit, der Welt zu zeigen, dass unsere Traditionen und unsere Sprache lebendig sind, und gleichzeitig junge Menschen zu inspirieren, stolz darauf zu sein und sie weiterzutragen.
Ihr Arbeitsprogramm ist sehr anspruchsvoll, dennoch finden Sie Zeit, die Aktivitäten des Vereins Marjánka zu unterstützen. Was motiviert Sie dazu?
Ehrlich gesagt – es macht mir einfach Freude. Zu sehen, wie die Kinder spielen und singen, oder mich mit Freunden zu treffen und die Möglichkeit zu haben, in meiner Muttersprache zu sprechen, gibt mir immer neue Energie. Für meine Familie ist das genauso wichtig wie für mich, denn dank dieser Treffen bewahren wir unsere Wurzeln und fühlen uns zu Hause.
Kinderfest im Juni 2023 im Wiener Prater
Peter Kellner mit seinem Sohn Artur und ein weiteres Mitglied des Vereins, Míša Albadri, mit ihrer Tochter Mirabella bei der Anmeldung zum Folkloreensemble, September 2025